Wachstum ja – aber nicht um jeden Preis: Wie Tech-Unternehmen ihre Strukturen international skalieren sollten

Warum du dein Wachstum besser außerhalb deiner Komfortzone planst

Deutschland ist ein gutes Land zum Gründen, aber ein schlechtes Land zum Skalieren.
Das ist keine Polemik, das ist einfache Mathematik.

Recruiting-Kosten hoch. Lebenshaltungskosten hoch. Kündigungsfristen absurd lang.

Und wenn du wirklich gute Leute brauchst, musst du sie sowieso aus dem Ausland holen, weil der hiesige Markt es selten hergibt oder du nicht unverhältnismäßige Gehälter zahlen willst. Mit allen Risiken: Relocation, Kulturbruch, Integrationskosten.
Heißt: Du baust ein Team in Deutschland, das faktisch international istm nur eben mit doppelt so hohen Kosten.

Die drei klassischen Scheinlösungen und warum sie selten nachhaltig funktionieren

1. Freelancer: teuer und flüchtig.
Freelancer sind wie Schmerzmittel – kurzfristig wirksam, langfristig toxisch.
Du kaufst Zeit, aber kein Wissen. Und das verlierst du beim nächsten Projekt sofort wieder. Nachhaltig ist das nicht.

2. Nearshoring Companies: mehr Schein als Sein.
Viele Nearshoring-Anbieter operieren nach dem Prinzip „Masse statt Klasse“.
Sie stellen alles ein, was nicht bei drei auf dem Baum ist.
Wenn du zehn Entwickler einkaufst, bekommst du vielleicht zwei, die wirklich liefern können und acht, die du in Deutschland nie einstellen würdest.
Und trotzdem zahlst du für alle. Teilweise doppelt so viel, wie wenn es deine eigenen wären. In der Summe teurer, ineffizienter und kulturell oft entkoppelt von deiner Produkt-DNA.

3. Interne Expansion: zu langsam.
Selbst in den deutschen Hotspots wie Berlin oder München dauert es Monate, bis du ein halbwegs gutes Engineering-Team aufgebaut hast.
Viele Engineers haben drei Monate Kündigungsfrist. High-Performer oft sogar sechs. Das killt jedes Momentum in schnell wachsenden Organisationen.

Die echte Alternative: eigene Entitäten im Ausland aufbauen

Wenn du wirklich skalieren willst, brauchst du ein Setup, das Geschwindigkeit, Qualität und Kosten sinnvoll ausbalanciert.
Das erreichst du nicht über Dienstleister, sondern über eigene Teams im Ausland.

Der Unterschied: Du baust kein „Offshore-Team“, sondern eine zweite Heimat deiner Engineering-Kultur.
Mit eigenen Prozessen, deiner Tech-DNA, deiner Führung.
Und vor allem: mit Kontrolle.

Wichtige Parameter:

  • Länder mit hoher technischer Ausbildung, aber geringer Lebenshaltungskostenbasis
    → z. B. Griechenland, Albanien, Nordmazedonien – noch nicht überlaufen.

  • Eigene Entität (bspw. GmbH oder Branch Office) statt „verstecktes Outsourcing“.

  • Vor-Ort-Leadership: jemand aus deinem Core-Team oder ein erfahrener Interim-CTO, der Struktur, Kultur und Prozesse überträgt.

Wie das in der Praxis aussieht

Ich habe das mehrfach umgesetzt – u. a. für TeamViewer:
Von 2019 bis 2021 haben wir in Griechenland ein Engineering-Hub mit 60+ Leuten aufgebaut. Innerhalb weniger Monate operativ, durch die Pandemie geführt, weiter skaliert und erfolgreich übergeben.
Das funktioniert, wenn du:

  1. Recruiting, Culture und Leadership lokal aufsetzt, aber mit HQ vernetzt hältst.

  2. Marktkenntnis nutzt, um Gehälter, Benefits und Rollen sauber zu kalibrieren.

  3. Kulturelle Brücken baust, statt einfach „Remote-Teams“ zu kaufen.

Fazit

Skalierung heißt nicht: mehr Menschen einstellen.
Skalierung heißt: Systeme schaffen, die Wachstum aushalten.
Und manchmal heißt das, den Mut zu haben, Deutschland loszulassen, um dein Unternehmen wirklich groß zu machen.

Wenn du überlegst, ein Engineering-Hub im Ausland aufzubauen – mit echter kultureller Integration statt Billig-Outsourcing – lass uns sprechen.
Wir habe diese Strukturen mehrfach aufgebaut, durch Krisen geführt und erfolgreich übergeben.

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