555 neue CTOs in 90 Tagen – die stille Revolution der CTO-Rolle (und warum viele austauschbarer werden, als ihnen lieb ist)

Wenn man einmal in den LinkedIn Sales Navigator schaut, entdeckt man gelegentlich Zahlen, die mehr erzählen als jede Markstudie.
So auch hier:
555 CTOs in DACH haben in den letzten 90 Tagen die Rolle gewechselt.
444 davon waren vorher keine CTOs.
Schnapszahlen. Lustig, ja.
Der Markt selbst ist es nicht.
Diese beiden Werte zeigen etwas, das Tech-Leadern schon länger unbewusst auffällt, aber kaum jemand laut ausspricht:
Die CTO-Rolle durchläuft gerade eine leise, aber massive Transformation.
1. Der Markt bewegt sich schneller als die Menschen in ihm
Früher war die CTO-Rolle das End-Level:
Man hatte sich hochgearbeitet, jahrelang Führung gelernt, Strukturen aufgebaut, Tech skaliert und irgendwann war man „oben“.
Heute?
CTO ist kein Endpunkt mehr. CTO ist ein Durchgangspunkt.
Wenn innerhalb von drei Monaten 555 CTOs die Position verlassen und 444 neue nachrücken, bedeutet das:
Unternehmen rotieren ihre Tech-Führung schneller
Der Bedarf an moderner Leadership ist größer als das verfügbare Angebot
Karrierepfade verkürzen sich drastisch
Die Erwartungshaltung explodiert
Ein CTO jobbt nicht mehr „in der Technik“.
Ein CTO baut Produkte, Organisationen und Unternehmen.
Und viele CTOs – egal ob alt oder neu – sind genau darauf schlicht nicht vorbereitet.
2. Warum Unternehmen CTOs ersetzen – und warum so viele nachrücken
Die Ursachen liegen auf beiden Seiten:
Unternehmen handeln aggressiver
Wenn Tech zur Achillesferse wird, ersetzt man schneller.
CTO-Rotation ist längst ein Business-Mechanismus, kein Drama.
Neue CTOs rücken nach, weil sie gebraucht werden und nicht weil sie „fertig“ sind
444 neue CTOs ohne vorherige CTO-Erfahrung heißt:
Viele werden in die Rolle geschoben
Viele übernehmen Verantwortung, bevor sie sie wirklich greifen können
Viele unterschätzen die politischen, strategischen und finanziellen Anteile der Rolle
Das hat nichts mit Talent zu tun.
Es hat mit Reife, Erfahrung und dem Übergang von „Tech“ zu „Company“ zu tun.
3. Die neue Realität: CTOs sind austauschbarer – aber gleichzeitig wertvoller denn je
Das Paradoxe:
Noch nie war die Rolle so kritisch.
Noch nie war sie so instabil.
Der neue CTO muss drei Dinge gleichzeitig beherrschen:
Execution auf Unternehmensniveau
Nicht nur Architektur, sondern Business Impact.Leadership im Graubereich
Board, Stakeholder, Politik, Erwartungsmanagement.Strategisches Denken jenseits der Technologie
Markt, Kapital, Risiko, Organisation, Maturity.
Wer das nicht liefern kann, wird ersetzt.
Wer es kann, wird abgeworben.
Der Markt ist brutal meritokratisch geworden, nur redet kaum jemand darüber.
4. Was Tech-Leads, Engineering Manager und neue CTOs daraus lernen sollten
Die Zahlen zeigen eindeutig:
Die Rolle hat ihre alten Spielregeln verloren.
Wer CTO werden will, braucht heute:
ein klares Verständnis für Unternehmensmechanik
die Fähigkeit, Teams UND Stakeholder zu führen
die Bereitschaft, von Code auf Company umzuschalten
die Klarheit, wann man selbst der Engpass ist
Der Karriereweg zum CTO ist kürzer geworden, aber auch steiler.
Fazit: Die Schnapszahlen sind witzig. Die Realität dahinter nicht.
555 Wechsel.
444 neue CTOs.
In 90 Tagen.
Das ist keine Normalverteilung.
Das ist ein System, das sich neu erfindet.
Die Frage ist daher nicht mehr:
„Wie werde ich CTO?“
Sondern:
„Wie bleibe ich als CTO relevant, wenn sich das Spielfeld schneller ändert als meine Jobbeschreibung?“
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